Am 21. August 2017 im Öffentlichen Anzeiger erschienen

Emotional aufrührend: Autorin schafft Bewusstsein für "würdevolles Sterben"

Seit Jahren schreibt Susanne Horn mit großer Leidenschaft und hat vorrangig Kurzgeschichten verfasst, von denen sechs in Anthologien veröffentlicht wurden, in denen verschiedene Autoren jeweils zum selben Thema literarische Gedanken verfassten. Die Hobbyliteratin, die sich auch sozial engagiert, hat sich jetzt mit dem Thema Patientenverfügung und „würdevolles Sterben“ auseinandergesetzt.

„Aus persönlichen Gründen beschäftigt mich das Thema stark“, bekennt die Autorin. Ihre Geschichte „Loslassen kann so schmerzhaft sein“ erschien im Mai in der Anthologie „Tschüssikowski – Auf Wiedersehen und andere Irrtümer“. Hierin verarbeitet Horn die letzte Lebenszeit ihrer Mutter, die „drei Jahre lang schwer gelitten hat“. Etwas, das Horn emotional nur schwer akzeptieren kann, zumal ihre Mutter eine Patientenverfügung verfasst hatte, diese jedoch von ihrem Ehemann gegen den erklärten Willen ihrer Mutter nicht vollzogen wurde. Dabei sei ein Bevollmächtigter rechtlich verpflichtet, laut Patientenverfügung keine lebensverlängernden Maßnahmen wie künstliche Ernährung einleiten zu lassen, aber etwa auch auf die Verabreichung von Blutdruckmedikamenten zu verzichten, erläutert Horn.

In ihrer Geschichte nimmt die Autorin die Leser mit auf die qualvolle Reise eines ihr nahestehenden Menschen und schildert die Erlebnisse aus der Sicht einer, im Text Anneliese genannten, 75-jährigen Patientin. Deren drastisch vor Augen geführte Qualen rühren den Leser emotional auf. Insbesondere die Ohnmacht der Patientin, über ihr eigenes Leben nicht mehr selbst bestimmen zu können, wird eindrucksvoll deutlich und lässt einen das Leiden der Anneliese hautnah mitempfinden.

Anfangs kann diese trotz ihrer Krebserkrankung noch ein selbstbestimmtes Leben führen. Doch nach drei Schlaganfällen wird Anneliese ein vollständig auf andere Menschen angewiesener Pflegefall. Ans Bett gefesselt und unfähig zu reden, ist sie dem Handeln der Ärzte sowie ihrem Ehemann ausgeliefert, der aus falsch verstandener Liebe ihren Willen, nicht mehr leben zu wollen, einfach nicht respektieren will. Annelieses Tochter versucht, dem Wunsch der Mutter nach Erlösung zu entsprechen, ist jedoch gegen das Handeln ihres Vaters chancenlos. Auch ein Notarzt, der natürlich nicht wissen kann, was in der Patientenverfügung festgelegt ist, holt Anneliese selbst dann wieder ins Leben zurück, nachdem ihre Organe bereits kollabiert waren. Auch im Pflegeheim geht das Martyrium für die Patientin weiter. Diese durchlebt „die Hölle und endlose Tage mit all den Qualen und den vielen, vielen schmerzhaften Anfällen“.

Nach zahllosen lebensverlängernden Behandlungen mit Medikamenten und künstlicher Ernährung naht nach drei langen Jahren des Leidens endlich der von Anneliese herbeigesehnte Tod, den sie letztlich, liebevoll vom Palliativteam begleitet, mit einem Lächeln begrüßt. „Die mitreißende Geschichte führt uns vor Augen, was uns selbst einmal widerfahren könnte. Keiner von uns möchte so daliegen und ohne eigenen Willen dahinsiechen, aber nur wenige tun etwas dafür, dass es eben nicht so kommt“, erläutert Horn. Sie rät jedem, frühzeitig „eine Patientenverfügung zu verfassen und einen Bevollmächtigten zu wählen, der sich seiner Pflichten bewusst ist“.

Das Schicksal ihrer Mutter habe sie dazu bewegt, andere Menschen anzusprechen. Horn möchte daher in Zusammenarbeit mit Palliativ- und anderen Hilfsorganisationen Themenabende veranstalten und hier aus ihrer Geschichte „Loslassen kann so schmerzhaft sein“ lesen. Damit will Horn auf das Thema einstimmen, zu dem anschließend Fachleute informieren sollen. „Mit meiner Geschichte möchte ich die Menschen für das wichtige Thema des würdigen Sterbens sensibilisieren und vor allem zum Handeln bewegen“, betont Horn.

Kontakt zur Autorin gibt es über die E-Mail-Adresse susanne.horn.sh@googlemail.com

Von unserem Reporter Jens Fink

 

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