Seibersbach01.09.2017

Seibersbacher Autorin will mit ihrer Kurzgeschichte für Patientenverfügungen sensibilisieren

SEIBERSBACH - Vor vier Jahren hat Susanne Horn ihre Mutter verloren. Sie starb am Ende eines langen Leidensweges, geprägt durch Krankheit und Schmerzen. Während dieses langen Leidensweges hat Susanne Horn mit ihrer Mutter gehofft, dass die Qual bald ein Ende hat. Doch insgesamt dauerte der Prozess des Sterbens drei Jahre. Eine lange Zeit, die Susanne Horn zum Nachdenken gebracht hat. Nicht nur über das Leiden ihrer Mutter, sondern vor allem darüber, wie es hätte verhindert werden können.

Die eigenen Erfahrungen um den Tod ihrer Mutter haben die Seibersbacherin inspiriert, eine Kurzgeschichte zu diesem Thema zu schreiben. Protagonistin ihrer Geschichte ist Anneliese, 75 Jahre – und schwer krebskrank. Anneliese hat eine Patientenverfügung unterschrieben, zu einer Zeit, zu der es ihr noch gut ging. Sie wollte selbst bestimmen, wann die Ärzte, Medikamente und Geräte sie gehen lassen sollten. Doch dann kam alles ganz anders. Ihr Mann setzte sich über die Patientenverfügung hinweg, konnte sie nicht gehen lassen, obwohl sie wollte. „Ich fühle mich gefangen in meinem Körper! Wie schön muss es sein, schmerzfrei zu sterben!“, sind dann auch die Worte von Anneliese, die sie nicht sprechen, nur noch denken kann, Worte, die niemand mitbekommt.

Ähnlich wie Anneliese ging es auch der Mutter von Susanne Horn. Deshalb möchte sie zum Thema Patientenverfügung aufklären, zum Nachdenken anregen und gerne mit Experten auf diesem Gebiet gemeinsame Veranstaltungen anbieten.

Mit ihrer Geschichte möchte sie für das Thema sensibilisieren. Denn sie weiß, ist der Ernstfall erst einmal eingetreten, fällt es den Angehörigen schwer, sich mit dem Thema auseinanderzusetzen. „Die Wenigsten kennen sich mit dem Thema aus, wissen zum Beispiel auch nicht, dass es eine rechtliche Verpflichtung gibt, die in der Patientenverfügung formulierten Punkte auch umzusetzen.“ Wer aber als Angehöriger die Rechte des Patienten kenne, könne auch gegenüber den Ärzten selbstsicherer auftreten. „Es ist auch wichtig, dass der Bevollmächtigte hinter der Patientenverfügung steht“, erklärt Susanne Horn, warum sich nahestehende Personen gemeinsam mit diesem Thema beschäftigen sollten. Denn nicht immer fällt es leicht, einen kranken Menschen gehen zu lassen. Auch Friedrich nicht, in Susanne Horns Geschichte. Er hat immer die Hoffnung, der Gesundheitszustand seiner Frau Anneliese könne sich noch bessern, versucht sie wieder an feste Nahrung zu gewöhnen, lässt zu, dass Medikamente, die das Leben verlängern, eingesetzt werden. Doch so wie Friedrich stehen viele Angehörigen solchen Situationen hilflos gegenüber, auch längst nicht jeder Arzt ist bereit, einen Kranken gehen zu lassen. Das hat Susanne Horn selbst erlebt. Mit Blick auf die Angehörigen sagt sie: „Die, die zurückbleiben, trifft es meist härter, sie müssen ihr Leben neu sortieren, mit der Leere zurechtkommen.“ Vielleicht ein Grund, warum auch Friedrich bis zum Schluss um jedes bisschen Leben im Körper von Anneliese ringt, während sie sich selbst längst danach sehnt, diesen endlich verlassen zu dürfen. „Was immer mich nach diesem Leben erwartet“, ist sie sich sicher, „schlimmer kann es nicht sein“.

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